Gegen 1876 nahm ein Rechtsanwalt, Efisio Pischedda aus dem Dorf Seneghe, seine Arbeit am Gericht von Oristano auf und lernte dabei zwar die weit verbreitete Armut seiner Klienten kennen, aber auch ihren reichen Besitz an Trödel und Erinnerungsstücken.
So fand er seine wahre Berufung: eine Sammlung aus archäologischen Fundstücken der beiden antiken Stätten Tharros und Sinis zu schaffen. Als Anwalt kannte Pischedda die damaligen Gesetze gut genug, um bei den damaligen zuständigen Behörden auf nationaler Ebene die Genehmigung zur Leitung der Ausgrabungsarbeiten in Tharros zu erhalten.
Er suchte und fand ein noch nicht geplündertes Gelände vor: die nördliche Nekropole von Tharros, die sich im heutigen Gebiet des Badeortes San Giovanni befindet. So wurde die größte Ansammlung von phönizischer Grabbeigaben im westlichen Mittelmeerraum sichergestellt: Krüge, Geschirr, Öllampen, kleine Gefäße für parfümierte Öle aus phönizischer Werkstatt, griechische und etruskische Vasen, Gold- und Silberschmuck, Siegelamulette in Skarabäer-Form, Waffen aus Eisen usw.
Der größte Teil dieses “Anwaltsschatzes” lagerte nach seinem Tode im Jahre 1930 verschlossen in Kisten, die zwischen Oristano und Rom verteilt waren, während die Erben von Pischedda die Verhandlungen mit Museen in Berlin, London (British Museum) und mit dem Vatikan aufnahmen.
Schließlich schaltete sich der zuständige Leiter der sardischen Aufsichtsbehörde für Kulturgüter, der bekannte Archäologe Doro Levi, ein, der die Gemeinde von Oristano davon überzeugte, die Sammlung Pischedda für ein neues städtisches Museum zu erwerben. 1938 entstand so das Museum von Oristano und es wurde bescheiden Antiquarium genannt, dem in Erinnerung an das mittelalterliche Gebiet das Adjektiv “Arborense” hinzugefügt wurde, Oristano war damals nämlich Hauptstadt des Judikats von Arborea.
Das heutige "Antiquarium Arborense" befindet sich seit 1992 in seinem neuen Sitz im klassizistischen Palazzo Parpaglia, im Herzen der Altstadt …
Nun gut! Mehr muss an dieser Stelle nicht erzählt werden. Das Museum von Oristano ist
“Ein Museum für Alle und Keinen”, um den berühmten Untertitel des "Also sprach Zarathustra" von Friedrich Nietzsche abzuändern.
Es gibt 1.000 Gründe, ein Museum nicht zu betreten, aber 1.001, um es doch zu besichtigen.
Der Museumskurator Raimondo Zucca